15.December.2021

„Time Has Come Today" von The Chambers Brothers lädt auf eine Zeitreise ein

„Time Has Come Today" von The Chambers Brothers kommt in zahlreichen Filmen vor, die in den späten 60er-Jahren spielen. Das Lied fängt den Zeitgeist des Jahres 1967 auf akustische Weise ein: die Friedensbewegung, den „Summer of Love" und die aufkommende Gegenkultur. Im Studio spielte die Band mit dem Verlauf der Zeit. Dabei setzten die Bandmitglieder ihre leidenschaftliche Energie und ihr musikalisches Können ein, um das Tempo des Songs zu verändern, und griffen auf neue Studiotechniken zurück, um das Zeitgefühl vollkommen auf den Kopf zu stellen.

The Chambers Brothers gaben auf ihrer Tournee in der ersten Jahreshälfte 1967 sehr viele Konzerte. Bei ihren Auftritten spielten sie „Time Has Come Today" in voller Länge (über zehn Minuten) und brachen mitten im Song in experimentelle Jam-Einlagen aus, in denen sie das Tempo in Echtzeit erhöhten und reduzierten. Ein weiteres markantes Merkmal des Songs ist der Einsatz zweier Kuhglocken unterschiedlicher Tonhöhe, die ein Ticktack-Geräusch erzeugen, das sich durch den Song zieht. Zu diesem Ticken, das abwechselnd schneller und langsamer wird, kamen bei der Aufnahme im Studio in der zweiten Hälfte des Jahres zusätzliche Spezialeffekte.

Der Track stellt sowohl das musikalische Handwerk der Band als auch die Qualität der Tontechnik beeindruckend unter Beweis. Zur damaligen Zeit konnten brandneue technische Effekte wie Echo und Hall meist nur dadurch entstehen, dass die Tonbandaufnahmen in Echtzeit manipuliert wurden. Dabei liefen zwei Tonbandgeräte gleichzeitig, eines für die Hauptaufnahme und eines für das „Echo". Am deutlichsten ist das Echo an der Stelle, an der das Tempo reduziert wird, am tickenden Geräusch der Kuhglocken zu hören. Mit der Zeit ließen sich diese Effekte mit eigenständigen Geräten umsetzen, aber in den Anfangstagen mussten die Studioproduzenten die Technik von Hand manipulieren.

[RS+] Time Traveling with The Chambers Brothers' ""Time Has Come Today"" - taperecorder 960
Um mit dem ursprünglichen Echosystem zusätzliche Effekte zu erzeugen, drückten die Toningenieure das laufende Tonband mit ihrer Fingerspitze nach unten, wodurch ein angerissener, „flatternder" Klang entstand.

Doch die technische Ausrüstung war nicht das einzige Hindernis, das es bei der Aufnahme von „Time Has Come Today" zu überwinden galt. Viele Studiochefs lehnten sowohl das Konzept des Songs als auch The Chambers Brothers als Künstlergruppe aufgrund der politischen Botschaft ab. Der Produzent David Rubinson hatte jedoch so viel Vertrauen in den Song, dass er heimlich eine einstündige Aufnahme-Session für die Band organisierte, bevor sie den Rest ihres Albums aufnahm. Den Musikern blieb gerade einmal Zeit für ein oder zwei komplette Durchläufe -- ohne die Gelegenheit, einzelne Spuren aufzunehmen oder Fehler zu verbessern. Für The Chambers Brothers bedeutete das, dass sie sich ohne Gewöhnungszeit auf die neuartigen, surrealen Klänge einlassen und ihr Spiel an das Ausdehnen und Verzerren von Ton und Zeit anpassen mussten. Das Tempo und die Tonhöhe schwankten nach oben und unten und die Band wurde durch die Tonbandverzögerung mit überirdischen Klängen bombardiert. Dennoch blieben die Musiker gelassen und spielten weiter, sodass sie den Song in nur einem Durchlauf vollendeten.

Leider wurde die Singleauskopplung von „Time Has Come Today" auf eine kompakte Länge von 3:05 Min. gekürzt. Einige Sampler enthalten eine etwas längere Variante mit einer Dauer von 4:50 Min., allerdings geht auch dort ein Großteil des Improvisationszaubers verloren, der das 11-minütige Original zur ultimativen Version des Songs macht.

In modernen Studios werden Manipulationseffekte häufig erst hinzugefügt, nachdem der eigentliche Aufnahmeprozess bereits abgeschlossen ist. Für The Chambers Brothers erforderte jede künstlerische Entscheidung eine enorme Konzentration und Anpassungsfähigkeit aller anwesenden Musiker -- wertvolle Kompetenzen, die für Künstler auch heute noch sehr wichtig sind.

Margaret Jones ist Multiinstrumentalistin, Songwriterin und Musiklehrerin aus Oakland, Kalifornien. Sie spielt Gitarre in mehreren Bands in ihrer Heimat, unter anderem in ihrem eigenen Songwriter-Projekt M Jones and the Melee. Sie hat an der UC Berkeley in Musikgeschichte promoviert und am San Francisco Conservatory of Music unterrichtet.

The Iconic Chambers Brothers von Marc Cooper ist lizenziert unter CC BY-SA 2.0.

Vintage Electra Portable 4 Transistor Reel-To-Reel Tape Recorder, Model TP-500, Made In Japan, Circa 1960 von Joe Haupt ist lizenziert unter CC BY-SA 2.0.

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