Entwicklertagebuch – Lektionen
Lektionen in Rocksmith+
Wenn man an Gitarren- oder Bassunterricht denkt, haben viele das gleiche Bild im Kopf: Man sitzt in einem Raum mit einer Lehrperson und erhält Wissen, Übung und Feedback. Das Wissen kommt von der Lehrperson, die einem Akkorde, Techniken oder Riffs zeigt. Die Übung erhält man, indem man das Wissen aufnimmt und auf das eigene Instrument anwendet. Und das Feedback ist die Reaktion der Lehrperson auf die eigene Darbietung.
Ich habe mehr als zehn Jahre als Gitarren-, Bass- und Klavierlehrer gearbeitet und der soeben beschriebene Informationskreislauf war in meinen Lektionen immer präsent. Wir möchten den Spieler:innen mit den Lektionen in Rocksmith+ genau diese Erfahrung mit Wissen, Übung und Feedback anbieten. Jede Lektion startet mit einem Lernvideo von einer professionellen Lehrperson aus der Musikbranche. Es werden diverse Konzepte beigebracht, die völlig neu sein können oder auf bereits erlernten Fähigkeiten aufbauen und das eigene musikalische Repertoire erweitern. Man lernt in diesen Lektionen alles von Akkordgriffen über Grifftechniken bis hin zu verschiedenen Anschlagtechniken.
Danach übt man die gerade erlernte Fähigkeit in einem kurzen Song. Solche Songs, in denen bestimmte Fähigkeiten abgefragt werden, nennt man für gewöhnlich Etüden. Das klingt aber etwas steif, weshalb wir uns für die Bezeichnung „Übungstracks“ entschieden haben. Jede Lektion, ob leicht, mittelschwer oder fortgeschritten, enthält ein Lernvideo und einen Übungstrack. So kann man die erlernten Fähigkeiten sofort im Kontext eines Songs üben.
Der größte Unterschied zwischen den Übungstracks und normalen Songs ist, dass man für Übungstracks kein niedrigeres Können einstellen kann. Warum ist das so? Jeder Übungstrack wurde so konzipiert, dass er die richtige Balance zwischen alten und neuen Fähigkeiten aufweist. Wenn man das Können niedriger stellen könnte, würden dabei ein paar Noten oder Techniken aus der Notenzeile verschwinden, was diese Balance stören würde. Ist einem der Übungstrack etwas zu kompliziert, kann man stattdessen das Tempo anpassen, mit dem Riff-Repetitor komplexe Teile üben oder „Note für Note“ einstellen, um auf die feineren Details achten zu können.
Der letzte Teil der Gleichung ist das Feedback. Unser Notenerkennungsteam hat ausgezeichnete Arbeit geleistet, damit die gespielten Noten mit höchster Genauigkeit erfasst werden. Das Ziel jedes Übungstracks ist das Erreichen von 80 % Präzision bei 100 % Tempo. Natürlich könnt ihr es auch auf 100 % anlegen – das liegt ganz bei euch. Man erhält nach jedem Übungstrack Feedback zur Präzision und zum Tempo. Das Phrasenbanner zeigt Problembereiche auf, in denen man sich dann mit dem Riff-Repetitor, den Tempoeinstellungen und dem Übungswerkzeug „Note für Note“ verbessern kann.
Lektionsarten
Wir wollten ein Lektionssystem anbieten, das eine vielfältige Gruppe von Spieler:innen mit verschiedenen Hintergründen, Fähigkeitsniveaus und musikalischen Präferenzen unterstützt. Der Lehrplan von Rocksmith+ wurde auf dieser Grundlage entworfen, um alle wichtigen Aspekte des Spielens in der bestmöglichen Reihenfolge und unter Einbezug verschiedener Musikgenres abzudecken.
Die Anfängerlektionen für Gitarre und Bass konzentrieren sich auf die Grundlagen. Dazu zählen das Spielen offener Saiten und bundierter Noten sowie Slides, Hammer-ons und Pull-offs. Für die Gitarre sind zusätzlich die „CAGED“-Akkorde in Dur und Moll – C, A, G, E, D, Em, Am und Dm – Teil der Grundlagen.
Die mittelschweren Lektionen für den Bass decken unter anderem Slaps und Pops, Walking-Basslinien und Bass-Akkorde ab. Für die Gitarre gibt es hier zwei Kategorien – Rhythmus- und Leadgitarre. Die Rhythmuslektionen stellen Konzepte wie Barrégriffe, Anschlagmuster, Fingerpicking und Dreiklanggriffe vor. Im Bereich der Leadgitarre findet man alles für Lieblingsmelodien oder Gitarrensoli, wie zum Beispiel Bendings, Vibrato, Flageoletts und Tapping.
Schlussendlich gibt es noch die fortgeschrittenen Lektionen. Diese Lektionen befassen sich nicht mehr mit einer einzelnen Technik, sondern legen das Augenmerk auf gesammelte Fähigkeiten, die man für einen bestimmten Musikstil beherrschen muss. Wir haben bereits Lektionen und Übungstracks für Classic Rock, Texas-Blues, Pop-Punk und Indie-Folk kreiert. Weitere Genres sind in Arbeit.
Was beinhalten diese „gesammelten Fähigkeiten“? Nehmen wir den Texas-Blues als Beispiel. Das Lead-Arrangement weist einen bluesartigen Riff mit offenen Saiten und einem E7(#9)-Akkord auf sowie ein Solo mit Bendings, Hammer-ons, Pull-offs, Doppelgriffen und Slides auf dem gesamten Griffbrett. Das Rhythmus-Arrangement beinhaltet diverse Akkordgriffe wie E7(#9), A7 und B7, die sowohl als offene Akkorde als auch als Barrégriffe mit variierenden Anschlagmustern gespielt werden. Das Bass-Arrangement zeigt, wie man eine für den Texas-Blues passende Walking-Basslinie spielt, einschließlich synkopierter Rhythmen und chromatischer Durchgangsnoten.
Produktion
Was ist also alles nötig, um eine Lektion für Rocksmith+ zu erstellen? Den Anfang macht die Komposition eines Songs! Wir schätzen uns sehr glücklich, ein unglaublich talentiertes Team aus Musikkomponist:innen in unseren Reihen zu haben, die außerdem jahrelange Erfahrung im Bereich des Lehrens mitbringen. Das Komponieren eines Übungstracks konzentriert sich manchmal nur auf ein Arrangement, zum Beispiel Lead oder Bass, aber manchmal auch auf drei gleichzeitig! Hat man etliche Übungstracks hinter sich, merkt man vielleicht, dass manchmal dieselbe Komposition für die Lead-, Rhythmus- und Bass-Lektionen verwendet wird – schließlich ist jeder Teil einzigartig und kann sich auf eine bestimmte Fähigkeit konzentrieren.
Sobald die Komposition fertig ist, müssen wir alle Teile aufnehmen. Dazu zählt alles, was im Mix zu hören ist: Gitarre, Bass, Keyboard, Schlagzeug, Streicher und Percussion. Diese Audiodateien werden dann an unser Mixing-Team gesendet, die ein paar Tage am perfekten Mix arbeiten.
Die nächste Aufgabe ist die Notenbearbeitung und das Testen unseres Werks. Genau wie bei den normalen Songs müssen wir auch beim Übungstrack das Tempo festlegen, das Arrangement transkribieren und alles in Phrasen aufteilen. Es ist übrigens echt cool, ein selbst komponiertes Lied auf der Notenzeile zu sehen und zu spielen! Das ist eine der Freuden, die man als Teil dieses Teams genießen darf.
Und wie läuft das mit dem Lernvideo? Der/die Komponist:in des Übungstracks merkt alles an, was im Lernvideo eingebaut werden muss, darunter Details zu den Techniken, den Fingersätzen, Spielproben und hilfreiche Tipps für den Übungstrack. Das ist im Prinzip das gesamte „Wissen“, das man vermittelt bekommt!
Nachdem der Übungstrack und die Anmerkungen abgeschlossen sind, wird alles an das Team von Rocksmith Discover weitergereicht. Sie kümmern sich dann um die Erstellung des Lernvideos zum Track. Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, aber es braucht etliche Schritte, um ein Lernvideo zu erstellen. Dazu zählen zum Beispiel die Umwandlung der Anmerkungen zu einem Skript, das Filmen des Videos und jede Menge Nachbearbeitung.
Dann ist das Paket geschnürt – Lernvideo und Übungstrack sind bereit, genutzt zu werden. Es ist mein Ziel, Rocksmith+ zu einer nahtlosen Lernerfahrung zu machen, die euch alles über euer Instrument und die Musik, die ihr spielen möchtet, vermittelt. Viel Spaß dabei!
Greg Studley ist der Lead Music Education Designer für Rocksmith+. Er hat außerdem mehrere Musiklernbücher geschrieben, darunter A Guitarist‘s Guide to Improvising with Knowledge; Essentials of Rhythm Guitar; Speed, Accuracy, and Technique for Guitar und Speed, Accuracy, and Technique for Bass.
Erfahrt alle Neuigkeiten und Updates zu Rocksmith+, indem ihr uns auf Facebook, Twitter und Instagram folgt.