5.May.2022

ENTWICKLERTAGEBUCH ZU ROCKSMITH+ – Mai 2022: BASS-AKKORDDIAGRAMME

Cat Dinh:

Es ist bestimmt schon über zehn Jahre her, dass ich eine Akustikgitarre geerbt und beschlossen habe, das Spielen darauf zu lernen. Ich hatte in meiner Jugend Klavier und Keyboard in einer Kirchenband gespielt, also war mir die Bedeutung von Akkorden bewusst – vor allem, wenn mal wieder das Programm in letzter Minute um ein Stück erweitert wurde, das ich vorher noch nie gespielt hatte. Zu der Zeit war Michelle Branch sehr beliebt, und ihre Songs eigneten sich perfekt für den Einstieg. So lernte ich dann auch meine ersten Akkordgriffe: A-moll, C und G. Das kam mir bei der Entwicklung von Akkorddiagrammen und Bassdiagrammen sofort ins Gedächtnis.

Ich wurde eingeladen, um über Bassdiagramme zu reden, aber das kann nur man schlecht erklären, ohne bei Akkorddiagrammen zu beginnen. Ein Großteil der Arbeit bei der Entwicklung von Akkorddiagrammen – wie die Identifikation der Akkorde und ihr Timing – floss in das maschinelle Lernen und die Arbeitsleistung unserer gewissenhaften Notetrackers ein, über die ihr in MIlos Entwicklertagebuch nachlesen könnt.

Akkorddiagramme sind ein eigener spezieller Modus. Ihr könnt sie mit der Notenzeile und der „RS Tab“-Notation spielen, so wie andere Arrangements auch. Aber in diesem Modus könnt ihr auch wählen, Akkorddiagramme anzeigen zu lassen, die in zwei Ausrichtungen verfügbar sind: „RS-Notenzeile“ und „Traditionell“. Tatsächlich ist in der Grundeinstellung die „RS-Notenzeile“ aktiviert, wenn ihr euer erstes Akkorddiagramm-Arrangement spielt, also seht ihr die Notenzeile ganz oben und vier Akkorddiagramme darunter. Diese Diagramme bewegen sich, wenn die einzelnen Akkorde auf dem Griffbrett die Notenzeile passieren, um den aktuellen Akkord vorn anzuzeigen. „Traditionelle“ Diagramme sind vertikal ausgerichtet, genau wie Akkorddiagramme in traditionellen Notenbüchern. Ihr könnt die Standardausrichtung in den Einstellungen bearbeiten und die Ausrichtung wählen, die für euch am besten funktioniert!

Zusätzlich zu den Akkorddiagrammen haben wir auch die Notenzeilen-Effekte und das Bewertungssystem so angepasst, dass es nicht allzu streng ist, aber euch trotzdem wissen lässt, wenn ihr einen Akkord korrekt spielt. Wir möchten einfach, dass ihr in eurem eigenen Tempo abrockt. Jetzt gebe ich weiter an unseren hauseigenen Musikexperten und Game Designer, Jarred McAdams, der etwas genauer ins Detail gehen wird.

Jarred McAdams:

Der Name eines Akkords in einem Akkorddiagramm setzt sich zusammen aus einem Grundton und einem bestimmten Satz von Noten, die diesen begleiten. Wenn ich zum Beispiel CMaj7, einen großen Septakkord, habe, steht das „C“ für den Grundton des Akkords, und das „Maj7“ sagt mir, dass ich die große Terz, die perfekte Quinte und die große Septime über diesem Grundton hinzufüge (in diesem Fall die Noten E, G und B), um den vollen Akkord zu bilden. Aber die Reihenfolge dieser Noten ist völlig egal. Wie genau die Noten arrangiert werden, ändert nichts am Namen des Akkords. Man kann eine Note verdoppeln, sie eine Oktave aufwärts oder abwärts verschieben und in manchen Fällen sogar Noten auslassen (in der Regel die Quinte des Akkords) – und der Akkord ist trotzdem noch ein CMaj7.

Wenn man die Noten eines Akkords auf diese Weise neu arrangiert, um unterschiedliche Variationen zu erhalten, nennt man die verschiedenen Arrangements „Intonationen“. Wird als unterste Note des Akkords eine andere Note gespielt, wird dies mithilfe eines Schrägstrichs gekennzeichnet – wenn also unser CMaj7-Akkord als tiefste Note ein E verwendet, kann er CMaj7/E genannt werden (gelesen als „C-Dur-7 über E“). Werden andere Noten des Akkords auf diese Weise als tiefste Note platziert, nennen wir das Resultat in der Regel eine „Inversion“ des Originalakkords.

Mit Akkorddiagrammen habt ihr die Freiheit, eine beliebige Intonation oder Inversion des genannten Akkords zu spielen. Die Notenzeile bietet eine Standard-Intonation, die ihr verwenden könnt, aber es steht euch frei, eine beliebige Version des Akkords zu spielen, die ihr kennt, Noten eine Oktave höher oder tiefer zu verschieben, den gesamten Akkord an eine andere Position aufwärts oder abwärts zu verschieben, Noten zu verdoppeln und so weiter. Ihr könnt sogar durch die verschiedenen Intonationen des Akkords blättern, um eurer Performance eine melodischere Qualität zu verleihen. Oder ihr könnt euch an das halten, was auf der Notenzeile gezeigt wird – das bleibt ganz euch überlassen.

Cat Dinh:

Ungeachtet dessen, ob ihr euch entscheidet, den gezeigten Akkord zu spielen, wird Rocksmith+ pulsieren, um euch wissen zu lassen, dass ihr alle Töne innerhalb des Akkords korrekt gespielt habt. Die Akkordserie zählt jeden in Folge gespielten Akkord und wird zurückgesetzt, sobald ihr einen Akkord verfehlt. Dies ist, ebenso wie bei unseren anderen Arrangements, mithilfe unserer Notenerkennung möglich, über die ihr in Brian Poedys Entwicklertagebuch mehr nachlesen könnt.

Das ist zwar alles schön und gut für Gitarrist:innen und Akkorddiagramme, aber das Feedback aus der Beta hat uns deutlich gemacht, dass wir uns viel zu wenig um die Bass-Fans gekümmert haben. Also haben wir uns daran gemacht, die Daten aus den Akkorddiagrammen zu nutzen, um Diagramme für den Bass zu generieren. Beim Bass ist alles ein klein wenig komplizierter. Wir mussten unsere Denkweise ändern, weil der Bass traditionell anders gespielt wird: nicht als Akkorde, sondern als Akkordtöne.

[RS+] News Article - Dev Diary for May 2022 - screenshot 1

Ein Blick auf die neuen Bass-Akkorddiagramme ...

[RS+] News Article - Dev Diary for May 2022 - screenshot 2

... und die 6-saitigen Akkorddiagramme, die als Inspiration dienten.

Jarred McAdams:

Als wir begannen, uns Gedanken über eine Bass-Version der Akkorddiagramme zu machen, war uns bewusst, dass wir nicht einfach nur das System, das wir bereits für Gitarre entwickelt hatten, recyceln konnten – das Spielen von Akkorden auf einem Bass, wie man es auch auf einer Gitarre tun würde, würde unsere bassspielenden Fans nicht wirklich zufriedenstellen.

Also haben wir unsere Optionen durchdacht ... Wir haben überlegt, nur den Grundton zu zeigen, aber das würde unter Umständen für fortgeschrittene und gute Spieler:innen schnell ziemlich nervig werden. Dann erwogen wir, nur das Akkordsymbol anzuzeigen (so wie man es auf einem Leadsheet sehen würde) und die Spieler:innen frei improvisieren zu lassen, aber uns wurde schnell klar, dass sie dafür wissen müssten, welche Note sie über welchem Akkord spielen können. Und wir konnten uns nicht darauf verlassen, dass das jeder aus dem Stand wissen würde.

Schließlich wählten wir einen Hybrid-Ansatz. In der Notenzeile wollten wir den Grundton und den Namen des Akkords anzeigen. Auf diese Weise könnten sich Anfänger:innen an die Grundtöne halten, während fortgeschrittene Spieler:innen frei über den Akkordwechseln improvisieren können.

Für diejenigen, die irgendwo dazwischen liegen und mehr spielen möchten als nur den Grundton, aber immer noch ein wenig Anleitung brauchen, haben wir Arpeggio-Diagramme anstelle der Akkorddiagramme hinzugefügt. Hier können wir nicht einfach nur den Grundton zeigen, sondern alle Töne im aktiven Akkord bis zum fünften Bund. Die Spieler:innen haben die Wahl, sich an den Grundton zu halten, sich zu anderen Tönen des Akkords zu wagen oder sogar ein paar Durchgangsnoten, Nachbarnoten und Umspielungen einzufügen, wenn ihnen nach einem kleinen Abenteuer zumute ist.
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Cat Dinh:__

Der Hauptunterschied zwischen Bassdiagrammen und Akkorddiagrammen liegt darin, was die Notenzeile und die Diagramme anzeigen und wie die Serie gezählt wird. Für den Bass bestimmen die Akkorddiagramm-Daten den Grundton auf der Notenzeile und generieren in Echtzeit Grundtöne und Akkordtöne. Diese sind über 5 Bünde an ein Akkordton-Diagramm gebunden. Jeder korrekt gespielte Akkordton innerhalb einer Akkordzone erhöht den Serienzähler – wird nichts gespielt, wird die Serie zurückgesetzt. Eine Sache, die wir festgestellt haben, war, dass unser fantastisches Notenerkennungssystem Grundtöne und harmonische Noten erkennen konnte, was die Bewertung von Noten für Bassdiagramme zu nachsichtig machte, also gestalteten wir es etwas strenger und bewerten nun die lauteste erkannte Note. Das Bassdiagramm-Spielerlebnis ist stark auf Improvisation angelegt, was eine Benotung äußerst schwierig macht, also wird das korrekte Spielen von Akkordtönen für euren Fertigkeitenfortschritt nicht gewertet.

Wir möchten uns bei allen bedanken, die an der Entwicklung dieses Modus beteiligt waren. Es war nicht einfach, dieses neue Feature zu entwickeln, aber dank der harten Arbeit des gesamten Teams freuen wir uns nun, dass die Spieler:innen die Bassdiagramme jetzt endlich selbst spielen können.

Cat Dinh durchlief mit einer Mitbewohnerin eine „Rachael Leigh Cook“-Phase und sah den Film „Josie and the Pussycats“, was schließlich zu einem Interesse an Gitarren und dem Erlernen von ersten Akkorden und Partytrick-Riffs auf einer geerbten 3/4-Akustikgitarre führte. Cat bereut es, beim Klavierunterricht als Kind nicht besser aufgepasst zu haben, als es um Musiktheorie ging, hatte aber großen Spaß daran, bei den Entwicklungsarbeiten zu Rocksmith+ mehr darüber zu lernen. Tears for Fears werden sich möglicherweise darüber freuen, zu erfahren, dass es Cat niemals langweilig wird, „Everybody Wants to Rule the World“ stundenlang in Dauerschleife zu hören.

Cat hat bereits seit über einem Jahrzehnt bei der Entwicklung von Computerspielen mitgewirkt und dabei Erfahrung in der Produktion und der Programmierung gesammelt. Cat ist 2013 nach Japan gezogen und übernimmt seitdem zum ersten Mal eine Game-Design-Rolle in einem Projekt in Zusammenarbeit mit einem Entwicklungsteam in Japan.

Jarred McAdams ist Game Designer, Musiker, Gamer, Ehemann und Vater aus Oakland, CA. Er hat einen Master-Abschluss in Musikkomposition und hat in der Video-, Theater- und Tanzbranche gearbeitet, bevor er 2008 zur Spieleindustrie ging. Er hat an einer Reihe von erfolgreichen Musikspiel-Serien mitgearbeitet und ist seit 2011 Teil des Rocksmith-Teams.

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