Eines der Ziele der Community-Inhalte ist es, über die vielen Berührungspunkte mit der echten Welt, aus denen das Spiel seine Inspiration bezieht, eine Verbindung zwischen den Spielern und For Honor herzustellen. In dieser Artikelreihe „Eine Geschichte der Waffen” befassen wir uns mit legendären Waffen, sowohl historischen als auch mythologischen, die das Team bei der Erschaffung der Waffen für die Ritter, Wikinger und Samurai im Spiel inspiriert haben.
In dieser 6. Folge der Reihe „Eine Geschichte der Waffen“ gehen wir mit Gram (auf Deutsch wörtlich „Grimm“ oder „Zorn“) zurück zur Wikingerfraktion. Gram ist ein mysteriöses Schwert aus der nordischen Mythologie. Alles, was wir über das Schwert wissen, stammt aus Sagen und Legenden, und es gibt keine historisch belegten Quellen. Um den Hintergrund dieser Legenden zu verstehen, müssen wir uns die Völsunga Saga ansehen – eine alte isländische Erzählung aus dem 13. Jahrhundert, die vollständig in Versform überliefert ist. Sie erzählt die Geschichte der Völsungen (auch Wälsungen genannt) und ihren Kampf gegen andere Clans. Neben vielen anderen Erzählungen enthält sie auch die Geschichte von Sigurd, der den legendären Drachen Fafnir erschlug. Aus dieser Geschichte entstammt auch die Legende von Sigurds Schwert, Gram.
Sigurd prüft das Schwert Gram, von Johannes Gehrts (gemeinfrei)
Sigurd ist ein germanischer Held, der in vielen nordischen Sagen und Märchen vorkommt. Er ist der Sohn des Sigmund, der von keinem Geringerem als dem Gott Odin getötet wurde. Odin hatte sich als Krieger von König Lyngi verkleidet und ist ein im ganzen germanischen Raum verehrter Gott, der mit Tod und Heilung, Königswürde, Krieg, Zauberei und Poesie in Verbindung gebracht wird. Er wird oft einäugig, mit einem langen Bart und einem Zaubererhut dargestellt. Außerdem ist er für seine eigene legendäre Waffe berühmt: Odins Speer Gungnir, der möglicherweise das Thema eines späteren Artikels sein wird.
Odin der Wanderer, von Georg von Rosen (gemeinfrei)
Der Legende nach weilte Sigmund auf der Hochzeit seiner Schwester Signy, als ein seltsamer Mann mit einem Schwert auftauchte. Der Mann rammte das Schwert in einen Apfelbaum, der in der Mitte der Halle stand, und sagte, dass nur derjenige, für den es bestimmt sei, dieses Schwert aus dem Baum ziehen könne und feststellen würde, dass er nie ein besseres Schwert in Händen gehalten habe. Bald darauf wurde enthüllt, dass es sich bei dem Mann um Odin selbst gehandelt hat, der herausfinden wollte, welcher der stärkste und ehrenhafteste Krieger in der Halle war. Alle versuchten, das Schwert aus dem Baum zu ziehen, aber nur Sigmund gelang es, und zwar mit Leichtigkeit. König Siggeir bot Sigmund viel Gold im Austausch für das Schwert, aber Sigmund lehnte ab und brachte Siggeir so gegen sich auf.
Sigurd erschlägt den Drachen Fafnir, aus alten nordischen Geschichten (gemeinfrei)
Sigmund schlug viele Schlachten mit Gram, bis es bei seinem letzten Kampf gegen Odin zerbrach. Seine Frau behielt die Trümmer des Schwertes über viele Jahre und gab sie dann ihrem Sohn Sigurd, der beim Zwerg Reginn als Schmied in die Lehre ging. Und dort trifft die Mythologie der Wikinger auf die der Samurai, denn Sigurd führte dieselbe Probe mit dem Schwert aus, die schon in unserem Honjo Masamune-Artikel beschrieben wird: Er warf ein Stück Wolle in einen Fluss und wartete ab, ob das Schwert die Wolle zerteilt. Genau wie sein Vater schlug auch Sigurd viele erfolgreiche Schlachten mit dem Schwert, das ihm Glück und Kraft verlieh.
Nach dem epischen Kampf gegen den Drachen Fafnir taucht das Schwert nicht mehr in der Literatur auf. Die Details der Geschichte sowie Namen und Daten variieren je nach Quelle, aber in der nordischen Mythologie ist Gram ein weit verbreitetes Motiv. Noch heute zeigt ein mehr als 1000 Jahre alter Runenstein in Schweden die Geschichte von Sigurd, der den Drachen Fafnir mit dem Schwert Gram tötet.
Alter Runenstein in Schweden – Sigurd tötet den Drachen mit Gram (Quelle unbekannt)