Man sagt, dass alles mit einem Sample der Single „Amen, Brother“ der Soul-Gruppe The Winstons aus dem Jahr 1969 begonnen hat. Der vier Takte lange Drum-Break wurde von Gregory Coleman gespielt und dauerte sieben Sekunden. Dieser Beat wurde allgemein als „Amen Break“ bekannt. Er gehört zusammen mit dem Beat-Sample von James Browns „Funky Drummer“ zu den meist-gesampelten Rhythmen im Hip-Hop und in der Electronic Dance Music (EDM) aller Zeiten. Diese berühmten Drum-Breaks sind wahrscheinlich der Grund, warum Breakbeat seinen Namen als Genre verdient hat. Eine andere Theorie vermutet, dass es seinen Namen von der Unvorhersehbarkeit und „Zerrissenheit“ seiner wiederholenden und häufig synkopierten Beats erhalten hat. Damalige Hip-Hop-Künstler spielten sie als Loop von Schallplatten ab. Sie verwendeten Plattenspieler oder schnitten analoge Tonbänder und fügten sie neu aneinander, bevor sie ab den späten 80er-Jahren auf digitale Technologien umgestiegen sind.
Bomfunk MC‘s – „Freestyler“ (Originalvideo von 1999)
Breakbeat hat seitdem einen vielseitigen und manchmal auch überraschenden Einfluss auf Künstler auf der ganzen Welt. Die aus Finnland stammende, vom Hip-Hop geprägte EDM-Gruppe Bomfunk MC‘s erklomm im Jahr 2000 mit ihrer Breakbeat-Single „Freestyler“ aus ihrem Debütalbum In Stereo (1999) die Charts in mehr als zehn Ländern weltweit. Breakbeat-Tracks sind normalerweise schnell, mit einem Spektrum von 110 bis 150 Schlägen pro Minute (BPM), und es lässt sich gut auf sie tanzen. Mit bis zu 163 BPM ist „Freestyle“ ähnlich schnell. Das Lied folgt auch der Breakbeat-Formel und nutzt Synthesizer und Sampler, um seinen Kern zu formen. Aber durch eine Sache sticht „Freestyler“ hervor: ein bluesiger Slide-Gitarren-Riff, der nur einmal im Intro gespielt wird. Das ist eine ungewöhnliche Wahl für EDM und verschafft dem Track so ein Alleinstellungsmerkmal. (Die Slide-Gitarre war, wie zu erwarten, selbst ein Sample!)
Und während es für einen anderen Künstler nicht ungewöhnlich ist, eine originale Hit-Single neu zu interpretieren oder auch neu aufzuzeichnen, erhielt „Freestyler“ eine selten gesehene Neuauflage seines eigenen Kultvideos. In dem faszinierenden Original von 2000 spielt Marlo Snellman, ein Teenager-Model und Musiker mit Dreadlocks, die Hauptrolle. Er entdeckt seinen MiniDisc-Player und verleiht ihm die Macht, den Zeitfluss der Menschen, die er trifft, zu kontrollieren. In dem Remake von 2019 ist der Hauptcharakter weiblich (Tänzerin Milica Bajčetić) und das deutlich in die Jahre gekommene Abspielgerät wird von einem Smartphone abgelöst. (Das Video diente gleichzeitig als eine Werbekampagne für eine Telefongesellschaft.) Die Bomfunk MC‘s nehmen ebenso ihre ursprünglichen Rollen ein, wenn auch 20 Jahre später.
Bomfunk MC‘s – „Freestyler“ (Remake von 2019)
Beide Videos sind nicht nur langlebige Beispiele für den weltweiten Einfluss des Breakbeats, sondern stellen auch eine bezaubernde Schlichtheit und Unschuld dar. Nostalgischen Fans ist das Fehlen von Obszönitäten, Drogen und Gewalt in dieser Zeitkapsel der Jahrhundertwende aufgefallen. Stattdessen stehen beide Videos für Empowerment und, auf eine nicht gerade subtile Weise, für die Macht der Musik in der Welt.
Leila Abdul-Rauf ist eine Multiinstrumentalistin und Komponistin aus Oakland, Kalifornien. Leila ist Gitarristin und Sängerin für die Metal-Bands Vastum und Hammers of Misfortune sowie die „Ethereal Post-Punk“-Band Terebellum. Sie komponiert und produziert zudem Hintergrundmusik unter ihrem eigenen Namen zusammen mit dem Electronic-Trio Ionophore und dem Synth-Folk-Duo Fyrhtu.. Leila war international auf Touren unterwegs und ist in ihrer Freizeit Gitarren- und Gesangslehrerin.
„Amen break sample image“ von Nrgiza ist lizenzfrei.
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