Warum es „Neutron Dance“ von The Pointer Sisters um ein Haar nie gegeben hätte

Von Leila Abdul-Rauf

„Someone stole my brand new Chevrolet! (Jemand hat meinen brandneuen Chevrolet gestohlen!)“, rief Songwriterin Allee Willis, als sie aus dem Fenster schaute und sah, wie einige Jugendliche versuchten, mit einem Schraubenzieher ihren Chevy Corvair aufzubrechen. Willis und ihr Co-Writing-Partner Danny Sembello waren in der Aufnahme und schrieben gerade den Text für „Neutron Dance“, einen Song, den The Pointer Sisters 1984 zu einem durchschlagenden Erfolg machten – und dieser Ausruf hat es in den finalen Text geschafft. Willies – bekannt für „September“ von Earth, Wind & Fire sowie „I'll Be There For You“, den Titelsong der Fernsehserie Friends – war sich zunächst nicht sicher, ob sie dieses Lied schreiben sollte, aber sie brauchte damals dringend Arbeit und hoffte, das Lied würde auf dem Soundtrack von Straßen in Flammen erscheinen, in einer Szene, in der ein Paar in einem Bus zusammen mit einer 50er-Jahre-Doo-Wop-Band einem nuklearen Inferno entkommt. Die Produzenten des Films entschieden sich schließlich gegen „Neutron Dance“, dafür war aber das Team hinter Beverly Hills Cop interessiert und baute das Lied in eine frühe Autoverfolgungsjagd ein, die genauso gut zur Musik und zum Text des Songs passte.

The Pointer Sisters – „Neutron Dance“ (Offizielles Video)

Ruth Pointer, das am längsten überlebende Mitglied der Sisters, war die Frontsängerin in „Neutron Dance“, wenn auch etwas widerstrebend. „Ich wollte es nicht singen“, erinnerte sie sich. „Ich mochte den Rhythmus und das kraftvolle Arrangement, aber wegen der Neutronenbombe, von der die Nachrichten immer berichtet haben, hatte das Wort ‚Neutron‘ einen gewalttätigen Beigeschmack für mich.“ Nachdem Pointer Willis darum bat, den Text umzuschreiben, hat Willis sie davon überzeugt, dass sie überreagiert, und Pointer sah es ein: „Zum Glück habe ich den Mund gehalten und nachgegeben. Ich habe ‚Neutron Dance‘ ein Gospel-Feeling gegeben und es in ein paar Takes aufgenommen.“

Tatsächlich erschien „Neutron Dance“ 1983 zuallererst auf dem Studioalbum Break Out, dem bis heute meistverkauften Album von The Pointer Sisters, allerdings stieg der Song erst Ende 1984 in den Charts auf, als Beverly Hills Cop seine Popularität ankurbelte. Und selbst das wäre fast anders gelaufen: Die Produzenten hätten den Song beinahe aus dem Film geschnitten. Sie baten den Songproduzenten Richard Perry, ihn mit einem ähnlichen, aber anderen Lied zu ersetzen. Doch Perry wollte das nicht. Er bestand darauf, dass „Neutron Dance“ etwas „ganz Besonderes“ sei, also blieb der Song im Film.

Bonnie Pointer, Anita Pointer und Ruth Pointer, 1974

Der kommerzielle Erfolg von Break Out trat erst sehr spät in der vier Jahrzehnte langen Karriere der The Pointer Sisters ein – mit vier Top-Ten-Singles in den Billboard Hot 100 hintereinander. Break Out war ihr zehntes Studioalbum und setzte den Wandel in ihrem Sound fort, der 1978 mit ihrem Album Energy begann, als sie ihren früheren Jazz-/Bebop-Stil hinter sich ließen und sich auf kompromisslosen Rock konzentrierten. Diese neue künstlerische Richtung fiel mit einer Änderung in der Besetzung zusammen: June und Bonnie Pointer verließen 1977 die Gruppe, aber Ruth und Anita Pointer überzeugten June 1978 davon, zurückzukehren, während Bonnie eine Solokarriere startete. In den 80er-Jahren entwickelte das Trio am Höhepunkt seiner Karriere einen Stil, der mehr in Richtung Dance-Pop geht. Leider sind June und Bonnie mittlerweile verstorben (2009 und 2020) und Anita verließ die Gruppe 2015. Ruth führt die Familientradition nun mit ihrer Tochter Issa und Enkelin Sadako weiter. The Pointer Sisters – mit ihrer neu belebten Drei-Generationen-Besetzung – spielen bis heute ihre energiegeladenen Klassiker.

Leila Abdul-Rauf ist eine Multiinstrumentalistin und Komponistin aus Oakland, Kalifornien. Leila ist Gitarristin und Sängerin für die Metal-Bands Vastum und Hammers of Misfortune sowie die „Ethereal Post-Punk“-Band Terebellum. Sie komponiert und produziert zudem Hintergrundmusik unter ihrem eigenen Namen zusammen mit dem Electronic-Trio Ionophore und dem Synth-Folk-Duo Fyrhtu. Leila war international auf Touren unterwegs und ist in ihrer Freizeit Gitarren- und Gesangslehrerin.

„The Pointer Sisters at the 'green carpet' for the Save the World Awards 2009“ von Manfred Werner ist lizenziert unter CC BY-SA 3.0.

„Pointer Sisters aangekomen op Schiphol voor optreden in Nederland“ von Rob Mieremet / Anefo ist lizenzfrei.

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