11. November 2016

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Eine Geschichte der Waffen #5 – „Joyeuse” – das Schwert Karls des Großen

Eines der Ziele der Community-Inhalte ist es, über die vielen Berührungspunkte mit der echten Welt, aus denen das Spiel seine Inspiration bezieht, eine Verbindung zwischen den Spielern und For Honor herzustellen. In dieser Artikelreihe „Eine Geschichte der Waffen” befassen wir uns mit legendären Waffen, sowohl historischen als auch mythologischen, die das Team bei der Erschaffung der Waffen für die Ritter, Wikinger und Samurai im Spiel inspiriert haben.

Um das sagenumwobene Schwert „Joyeuse” (was auf Deutsch so viel wie „freudvoll” bedeutet), dem legendären Schwert von Karl dem Großen, ranken sich sowohl historisch korrekte als auch mythologische Geschichten. Karl der Große war der mächtigste Anführer und der erste Kaiser in Westeuropa seit dem Fall des Römischen Reiches. Genau wie „Durendal” kommt „Joyeuse” bereits im Rolandslied, dem alten französischen Heldenepos vor, was die Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion noch weiter verwischt.

Das prächtige Einhand-Schwert wurde Legenden zufolge um das Jahr 802 vom berühmten Schmied Galas angefertigt, der insgesamt 3 Jahre für die Fertigstellung gebraucht haben soll. Das zweischneidige Schwert besitzt eine breite Klinge und konnte mit einer Hand geführt werden, damit der Träger in der anderen Hand einen Schild führen konnte. Knauf, Griff und Parierstange wurden mit sehr viel Liebe zum Detail angefertigt. Zunächst zeigte es einen Drachen, später eine Lilie (die dann für Napoleons Krönung entfernt wurde). Der christliche Kaiser Karl der Große kehrte aus Spanien zurück und schlug sein Lager in der Nähe von Galas' Schmiede auf, weil er eine scharfe, tödliche und prächtige Waffe brauchte, um all die Schlachten zu schlagen, in die er und sein Heer verwickelt waren. Der Kaiser war als äußerst brutal und skrupellos bekannt und brauchte ein Schwert, das diesem Ruf gerecht wurde.

Im Rolandslied wird ein Teil der Schlacht von Roncesvalles beschrieben, in der Karl der Große dieses Schwert trug: „[Karl der Große] trug seinen prächtigen weißen Kettenpanzer und seinen Helm mit goldumfassten Steinen; an seiner Seite hing Joyeuse, ein Schwert, wie es kein anderes gab; es wechselte dreißig Mal am Tage seine Farbe.” Tatsächlich war Joyeuse bekannt dafür, über gewisse Kräfte zu verfügen, unter anderem sollte es heller als die Sonne gestrahlt und ganze Armeen geblendet haben.

Joyeuse im Le Louvre in Paris (Wikimedia Commons)

Karl der Große verlor das Schwert während einer Schlacht und versprach demjenigen, der es ihm zurückbringen würde, große Ländereien. Einer seiner Soldaten fand es und brachte es ihm während einer Schlacht in der Region Ardèche. Der Kaiser hielt sein Versprechen: Er stieß das Schwert in die Erde und erklärte den Soldaten zum Fürsten und Herren über dieses Land, das er zu Ehren des Schwertes Joyeuse nannte.

Was nach dem Tod von Karl dem Großen im Jahr 814 aus dem Schwert wurde, ist unbekannt. Wir wissen nur, dass es irgendwann zu einem Nationalschatz wurde und bei den Krönungen der französischen Könige zum Einsatz kam, erstmals bei der Krönung von Philipp dem Kühnen in der Kathedrale von Reims im Jahr 1270. In den folgenden Jahrhunderten wurde diese Zeremonie für viele Könige wiederholt, unter anderem auch für den berühmten Ludwig XIV. Zu dieser Zeit wurde Joyeuse in einem Kloster in Saint-Denis aufbewahrt und von den Mönchen beschützt.

König Ludwig XIV. mit Joyeuse, von Hyacinthe Rigaud (Wikimedia Commons)

Da es nicht mehr als Waffe gebraucht wurde, durchlief das Schwert im Laufe der Jahre einige visuelle Veränderungen. Der Knauf wurde verändert, ebenso wie Griff, Parierstange und Schwertscheide. Verschiedene Ornamente wurden hinzugefügt, um dem Schwert ein prestigeträchtigeres Aussehen zu verleihen. All diese Veränderungen machten Joyeuse zu einer interessanten Mischung verschiedener Stilrichtungen aus ganz Europa. Im Jahr 1793, nach der Französischen Revolution, wurde das Schwert in das Louvre-Museum in Paris gebracht, wo es auch heute noch ausgestellt wird. Karl X. war der letzte französische König, bei dessen Krönungszeremonie im Jahr 1824 das Schwert verwendet wurde. Einige behaupten, das heute im Louvre ausgestellte Schwert sei eine Replik, aber es gibt keine Dokumente, die diese Behauptung unterstützen.

Joyeuse ist auch heute noch eines der wichtigsten Schwerter Frankreichs, da es über Jahrhunderte hinweg in Krönungszeremonien eingesetzt wurde und immer noch Macht und Ruhm repräsentiert. Gleichzeitig ist es ein Symbol für Prestige und Eleganz, da es auch aus heutiger Sicht immer noch eine imposante Waffe ist. Sein Vermächtnis ist unstrittig und daher ist Joyeuse heutzutage eine der am häufigsten kopierten historischen Waffen.