In der Popkultur hat sich „Weird Al“ Yankovic eine recht sonderbare Stellung erarbeitet: Ein Song-Parodist, der dank seines Gespürs für die moderne Popkultur mittlerweile viele seiner parodierten Künstler überdauert hat. Eine von Als eindrucksvollsten Leistungen trat 1999 mit seinem Album Running With Scissors und dem darauf enthaltendem Stück „The Saga Begins“ ins Licht der Öffentlichkeit. Der Song war eine Zusammenfassung von George Lucas‘ lang erwarteter Star-Wars-Fortsetzung Die dunkle Bedrohung, gesungen zur Melodie von „American Pie“, dem klassischen Folksong von Don McLean. Der Film kam am 19. Mai 1999 in die Kinos. Als Single erschien nur einen Monat später. „Bei Parodien dreht sich fast alles um das richtige Timing“, sagt er – aber um so ein Kunststück hinzulegen, muss man schon ein großes Risiko eingehen.
Bevor er sich einer Parodie widmet, fragt Al bei den betreffenden Künstlern um Erlaubnis. (Und nicht jeder sagt zu – Prince zum Beispiel gehörte in die „Danke, aber nein, danke“-Kategorie.) Al wusste, dass er „American Pie“ verwenden und sein nächstes Album zeitnah zum Erscheinen von Die dunkle Bedrohung rausbringen wollte. Don McLean gab im Dezember 1998 sein Okay, aber es sollte noch weitere vier Monate dauern, bis Al den Song schrieb und aufnahm. „Damit die Alben rechtzeitig in den Läden stehen, braucht es viel Vorbereitungszeit. Dazu gehört das Aufnehmen und Abmischen, das Produzieren der Platte und die Auslieferung in die Läden. Um das zu schaffen, musste ich ‚The Saga Begins‘ etwa zwei Monate schreiben, bevor der Film in die Kinos kam“, erklärt Al. Da gab es nur ein Problem: Das waren zwei Monate, bevor der Film in die Kinos kam.
„Weird Al“ Yankovic, live im Apollo Theater 2018.
Als er die Story von Die dunkle Bedrohung in seinem Song nacherzählen wollte, kannte er die Handlung des Films noch gar nicht und Lucasfilm versuchte – wie jedes andere große Filmstudio – unter allen Umständen, Einzelheiten des Films bis zum Kinostart geheim zu halten. Obwohl sich der Künstler mit „Yoda“ (seine Parodie auf „Lola“ von The Kinks)keine Feinde bei Lucasfilm gemacht hatte, wurde ihm nicht gestattet, vorab eine frühe Schnittversion oder auch nur einzelne Ausschnitte aus dem Drehbuch zu sehen. Al beschloss, alles aufs Spiel zu setzen und schrieb einen Text, der sich vor allem auf Internetgerüchte über die Handlung des Films stützte. „Ich schaue mir auch lieber Filme an, deren Handlung ich vorher nicht kenne“, scherzte Al auf seiner Webseite, „aber manchmal muss man eben – zum Wohle der Menschheit – das ultimative Opfer bringen.“
Als Opfer zahlte sich aus. Zur Abwechslung traf die Gerüchteküche aus dem Netz ins Schwarze und als Al den Film zum ersten Mal sah, brauchte er seinen Song nur hier und da anzupassen, bevor er vollständig war und er ihn seinen Fans präsentieren konnte. Zu den Fans des Songs gehörte auch Don McLean, obwohl er ihn durchaus etwas ... heimtückisch fand. „Kurz vor der Tour telefonierte ich mit Don“, erinnerte sich Al, „und ihm gefiel die Parodie anscheinend sehr. Allerdings meinte er auch, dass seine Kinder Running With Scissors in seinem Haus rauf und runter hören, und wenn er jetzt ‚American Pie‘ auf Konzerten spielt, passiert es, dass sich mein Songtext langsam in sein Gehirn schleicht.“
Ein weiterer Ritterschlag folgte: Selbst George Lucas gefiel der Song. „Das genaue Zitat, das wir von Lucasfilm erhielten, lautete: ‚Du hättest das Grinsen auf seinem Gesicht sehen sollen.‘ Das war einer der besten Anrufe, die ich je in meinem Leben bekommen hatte.“
Dan Amrich begann seine Karriere im Musikjournalismus bei den Zeitschriften Guitar World und Country Guitar. Er ist der Co-Creator von Princess Leia's Stolen Death Star Plans und der Creator, Songwriter und Bürgermeister von Hero Falls. Seit 2014 ist er Mitglied im Team von Ubisoft San Francisco.
„Weird Al Yankovic im Apollo Theater“ und „Weird Al Yanovic at the Apollo“ von slgckgc sind lizenziert unter CC BY 2.0.
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