Joseph Lewis Thomas‘ Künstlername – einfach nur „Joe“ – mag zwar kurz und direkt sein, trotzdem bietet sein Slow-Jam-Hit „All the Things (Your Man Won‘t Do)“ von 1996 einen Strudel angenehm komplexer Akkordwechsel. Fast alle Akkorde sind kleine Septimen, ein Hauptelement in der Jazz- und R&B-Musik. Kleine Septimenakkorde enthalten vier Noten: Grundton, kleine Terz, Quinte sowie kleine Septime.
Vergiss nicht, dass die Intonation des Akkords – die Reihenfolge, in der die gleiche Gruppe von Noten in einem Akkord gespielt wird, oder wie hoch oder tief sie wiedergegeben werden – variiert je nachdem, ob du den Part des Keyboards oder der Akustikgitarre in einem Song übernimmst. Wir wollen es nicht kompliziert machen, deswegen konzentrieren wir uns nur auf die eigentlichen Noten in jedem Akkord – unabhängig vom Instrument. Hör dir Joes Song an und danach besprechen wir die Grundtheorie im Detail.
Dieser Song spielt in der Tonart des Eb-Moll, deswegen ist hier ein Beispiel mit einem Ebmin7-Akkord:
Ein großer Septimenakkord ähnelt dem kleinen mit Ausnahme des dritten und vierten Intervalls, die groß anstatt klein sind. Schauen wir uns ein Beispiel von einem H-Dur-Akkord der großen Septime (Hmaj7) an, dem ersten Akkord von Joes Song:
Ein anderer, sehr bekannter Typ des Septimenakkords ist eine Dominantseptime. Sie wird nur mit dem Akkordbuchstaben und einer „7“ dargestellt. Dieser Akkord besteht aus einem Moll-Akkord-Dreiklang (Grundton, große Terz und Quinte) mit einer erniedrigten Septime – in diesem Fall der B-Ton der Dominantseptime (B7):
„All the Things“ beginnt damit, dass Joe sanft über ein Intro spricht, das aus sechs schnell wechselnden Akkorden besteht. Dabei wiederholen sich vor der ersten Strophe die letzten beiden Akkorde:
In den Strophen geht es dann etwas langsamer zu und ein Wechsel findet nur zwischen zwei Akkorden statt: Ebmin7 und Abmin7, mit einem gelegentlichen B7 obendrein. Das ist ein toller Kontrast zu den schnellen Akkordwechseln im Intro. Auf diese Art wird Raum geschaffen, damit man sich stärker auf den Liedtext konzentrieren kann: „Tell me what kind of man would treat his woman so cold ...“ („Sag mir, was für ein Mann seine Frau so kalt behandeln würde ...“).
Die Geschwindigkeit nimmt im Pre-Refrain bei etwa einer Minute wieder zu, und alle zwei Taktschläge wechseln die Akkorde:
Der Treppeneffekt, den diese Akkordwechsel erzeugen, haucht dem Song Leben ein, mit einem kurzen Aufstieg zur Paralleltonart von Eb-Moll: Gb-Dur. Der Refrain wiederholt die Akkordfolge aus dem Intro – die aller erste Wiederholung im Lied – und unterstreicht so die zentrale Textzeile: „Baby, I want to do all of the things your man won‘t do“ („Baby, ich will all die Dinge tun, die dein Mann nicht tut“). In einem Song mit vielen komplexen Akkordwechseln ist die Wiederholung der Intro-Akkorde ein gelungener Songwriter-Schachzug: Sie bringt den Song wirklich auf den Punkt und sorgt für ein dynamisches und erfüllendes Hörerlebnis.
*Leila Abdul-Rauf ist eine Multiinstrumentalistin und Komponistin aus Oakland, Kalifornien. Leila ist Gitarristin und Sängerin für die Metal-Bands Vastum und Hammers of Misfortune sowie die „Ethereal Post-Punk“-Band Terebellum. Sie komponiert und produziert zudem Hintergrundmusik unter ihrem eigenen Namen zusammen mit dem Electronic-Trio Ionophore und dem Synth-Folk-Duo Fyrhtu. Leila war international auf Touren unterwegs und ist in ihrer Freizeit Gitarren- und Gesangslehrerin. *
„Joe Playing Guitar“ von Eltap18 ist lizenziert unter CC BY-SA 3.0.
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