Von Stephanie Lindgren, Joao Ferreira
Sowohl Team Empire als auch Evil Geniuses (EG) kamen mit besten Voraussetzungen in das Turnier. Team Empire hatte sich in Europa den ersten Platz gesichert und Evil Geniuses hatten es ihnen in Nordamerika gleichgetan. Allerdings brachte der Wechsel von Shockwave zu Dan die Mannschaft in eine schwierige Ausgangslage. EG waren dagegen gerade in ihre Mannschaftswohnungen gezogen und ihre Beziehungen untereinander hätten besser nicht sein können.
Empire ging mit der Herausforderung von DarkZero Esports gelassen um (2:0), während sie im Halbfinale gegen Fnatic etwas mehr kämpfen mussten (2:1). Evil Geniuses mussten sich währenddessen vor dem großen Finale auf keiner einzigen Karte geschlagen geben und besiegten Immortals im Viertelfinale sowie FaZe Clan am darauffolgenden Tag.
Das Szenario versprach große Spannung – Nordamerikas Stars, die auf die lang erwartete Rückbesinnung auf ruhmreichere Zeiten abzielten, gegen die osteuropäischen Aufsteiger, die ihrerseits auf den ersten Profiliga-Titel aus waren.
Die drei Karten waren „Bank“, „Oregon“ und „Clubhaus“, keine Mannschaft schien die Ban-Phase gleich für sich entscheiden zu können. Evil Geniuses kamen auf der ersten Karte gut in Fahrt und holten sich den ersten Kill, doch Team Empire war ihnen dicht auf den Fersen. Allerdings konnten die Nordamerikaner wichtige drei der nächsten vier Runden für sich entscheiden und katapultierten sich ganz nach vorne – eine Karte trennte sich noch von ihrem Titel.
„Oregon“ war die Wahl von Team Empire, doch EG schienen sie durchschaut zu haben. Die Nordamerikaner gingen mit 4:1 in Führung, mussten dann jedoch zusehen, wie der Gegner auf 4:3 aufholte. Doch nach zwei weiteren gewonnene Runden hatten sie einen Matchball – nur eine Runde trennte sie noch von ihrem ersten Titel in über zwei Jahren. Doch es sollte nicht sein, die Europäer feuerten plötzlich aus allen Rohren und kämpften sich mit einer schweißtreibenden Aktion nach der anderen zurück ins Rennen. Obwohl sie zahlenmäßig mehrere Male unterlegen war, gewann die Mannschaft von Empire unglaubliche fünf Runden hintereinander, sodass es auf die dritte und letzte Karte ging.
Leider schienen Evil Geniuses nach der bitteren Niederlage auf „Oregon“ ihr Feuer verloren zu haben. Die Osteuropäer überzeugten mit pixelgenauen Spähmanövern und zuversichtlichen, aggressiven Spielzügen. Obwohl sie mit dem Rücken zur Wand standen, schafften es Scyther und Dan, das neueste Mitglied, Kill um Kill zurück ins Spiel. Doch in einer entscheidenden 2-gegen-2-Situation ging Scyther während der Entschärfung zu Boden. Jetzt hing alles vom Neuling ab und Dan erwies sich ohne Zweifel als der Mann der Stunde. Eiskalt lehnte er sich weit heraus, schaltete den geduckten EG-Spieler aus und feuerte eine gut platzierte Salve auf den anderen ab. Damit hatte er die Runde gerettet und unter erstaunlichen Umständen den allerersten Profiliga-Titel für Team Empire gewonnen.
Was Profiliga-Finalspiele angeht, war dieses Match durchgehend eines der besten. Am Samstag fanden einige absolut elektrisierende Partien statt und der Sonntag war ebenfalls alles andere als eine Enttäuschung. Wir durften Zeuge des womöglich besten Profiliga-Finales aller Zeiten werden. Nach dem Ende des Finales in Mailand gönnt sich die Profiliga eine Pause. Aber nicht für lange, denn Saison X steht bereits mit mehr Action in den Startlöchern.
