Helden-Skin „Eidbrecher Maddox“
Als sich die große Kälte an den Eisküsten gelegt hatte, wagte sich der Highlander Maddox auf der Suche nach seiner Heimat über die Grenzen der bekannten Regionen hinaus. Uralte Bündnisse und Pakte hatten sein Volk nach Heathmoor geführt, aber inmitten der Waffenstillstandsgespräche hielt er es für einen guten Zeitpunkt, zu seinem Heimatort zurückzukehren. Unglücklicherweise fand er ihn nie – vielleicht war er von den Fluten verschluckt worden und zugefroren, vielleicht von unbekannten Feinden verwüstet worden. Woran auch immer es lag, Maddox fühlte sich nun einsamer denn je. Auf seiner Reise zurück nach Heathmoor, als die Kälte immer schlimmer wurde, begegnete Maddox einem sagenumwobenen Säbelzahntiger.
Das wilde Tier griff ihn brutal an, aber er wehrte sich und konnte es töteten. Er zerlegte seinen Kadaver und trug sein Fell – nicht nur, um sich in der quälenden Kälte warm zu halten, sondern auch, um sich als das auszuweisen, was er war: ein Überlebender. In dem Tiger sah er sich selbst. Den Letzten seiner Art. Einen Kämpfer ohne Heimat. Doch all das änderte sich, als er nach Valkenheim zurückkehrte. Das Volk von Moldar nahm ihn als einen der ihren auf. Der Häuptling kam und nannte ihn Bruder. Und für einen Moment schien alles gut zu sein. Bis der Orden des Horkos an die Tore klopfte …
Eine Erzählung aus der Welt von Heathmoor
Teil I
Das Säbelzahntigerfell auf seinem Rücken war von Eis und Schnee bedeckt und wurde immer schwerer. Aber das hinderte ihn nicht im Geringsten. Das Fell hatte eine Bedeutung für ihn – und für alle, die ihn kannten. Es war ein Teil von ihm. Er trug ein Raubtier in sich. Und er sorgte dafür, dass seine Gegner das auch wussten.
Maddox’ schwere Klinge spaltete seinen Gegner, und ein Schwall warmen Blutes ergoss sich über sein Gesicht. Maddox brüllte auf, wischte sich den Kiefer sauber und wandte sich seinem nächsten Gegner zu. Um ihn herum herrschte Chaos: Seine Wikingergefährten stapften durch den Schnee und zogen sich in die Sicherheit ihres Dorfes zurück, während die Krieger vom Orden des Horkos hinter ihnen her waren.
Der Kampf war nicht so verlaufen, wie Maddox erwartet hatte. Als Astreas Streitkräfte nach Valkenheim marschiert waren, hatten sie nicht mit einer so großen Heerschar gerechnet. Ein Clan nach dem anderen wurde ausradiert, Dörfer fielen. Skarde, Maddox’ Wahlbruder und Häuptling des Dorfes Moldar, hatte dem Highlander befohlen, mit einem kleinen Kontingent von Wikingern zum zugefrorenen Fluss hinauszuziehen, um den Horkos-Kriegern den Weg abzuschneiden. Doch der Feind erwies sich als gnadenlos. Schon bald blieb ihnen keine andere Wahl, als sich zurückzuziehen.
Nun liefen sie nach Hause – und Horkos war ihnen dicht auf den Fersen.
Maddox sah Wikinger, die er seit Jahren kannte und an deren Seite er gekämpft hatte, fallen und nie wieder aufstehen. Er eilte zu einem tapferen Plünderer, um ihm zu helfen, eine Kriegstreiberin zurückzuschlagen, kam jedoch zu spät. Die Kriegstreiberin stieß ihr Schwert in den Schlund des Plünderers. Schreiend entfesselte Maddox seine Wut auf die Mörderin. Er konnte den Plünderer nicht betrauern. Oder einen der anderen. Er konnte nur weiterkämpfen und auf die Tore Moldars zusteuern.
Trotz allem ließ Maddox nicht zu, dass die Angst in ihm Wurzeln schlug. Er setzte seine Füße fest in den Schnee und stapfte durch den heulenden Winterwind, um so viele feindliche Krieger wie möglich auszuschalten. Er schlug Gliedmaßen ab. Er ließ Köpfe rollen. Er deckte den hinteren Teil des Trupps, damit seine restlichen Wikinger eine Chance hatten. Er war ein Anführer, und das bedeutete jetzt, dass er zurückbleiben musste. Es bedeutete, alles zu tun, was für das Überleben der Seinen nötig war.
Als er schließlich ein Trio schwarzer Prioren zu Fall brachte, bemerkte Maddox, dass die Verstärkung der Horkos-Truppen nicht mehr hinter ihnen her war. Seine Wikingerkameraden erreichten endlich die Schwelle von Moldar und fanden den teuer erkauften Trost – wenn auch nur für kurze Zeit. Bevor er die Tore durchschritt, warf Maddox einen letzten Blick zurück. Eine Spur aus blutgetränkten Leichen zog sich durch die verschneite, von Kiefernwäldern gesäumte Landschaft. Die Sonne war vom Dunst verhüllt, der Tag lag in den letzten Zügen.
Der Wind ließ nach, und eine einsame Gestalt erschien am Horizont. Sie hielt das Schwert gerade und war von Kopf bis Fuß in eine Horkos-Rüstung gekleidet. Eine Kriegstreiberin.
Einige Meter vor Maddox blieb die Gestalt stehen.
„Unterwerft euch oder sterbt“, sagte sie. „Ihr habt bis zum Einbruch der Nacht Zeit, euch zu entscheiden.“
Die Gestalt machte kehrt. Maddox wollte der Gesandten verfolgen. Er wollte die letzten Tropfen seines Blutrausches an ihr auslassen. Aber er tat nichts.
Der Feind war noch nicht besiegt. Er hatte nur innegehalten, um das Ultimatum zu stellen. Hier gab es keinen Sieg zu erringen, sondern nur einen Aufschub vor dem, was als Nächstes folgen würde: ein totales Gemetzel.
Mit dem Rücken gegen das schwere Holz von Moldars Tor gelehnt, starrte Maddox schweigend vor sich hin. Trotzig. Aber er wusste, dass es keinen Sinn hatte. Der Tod stand an ihrer Schwelle.
Er steckte sein Schwert in die Scheide, spuckte auf den Boden und marschierte entschlossen ins Dorf. Häuptling Skarde wartete auf den Bericht über die Schlacht.
Doch zuerst wollte Maddox mit seinen Männern sprechen.
Teil II
„Wir werden alle sterben!“
Die Worte hallten durch den leeren Saal.
Skarde, ein einst mächtiger Kriegsherr, der nun ein alternder Häuptling war, saß still da. So still, dass Maddox die Flammen in der Feuerstelle knistern hören konnte. Ein treffendes Symbol für die Wut, die in ihm brannte.
„Skarde“, fuhr Maddox ein wenig milder fort, „sei bitte vernünftig. Wenn die Nacht hereinbricht, werden sie hier sein – und dieses Mal werden sie uns kaum eine Wahl lassen. Denk an dein Volk. Die Frauen und Kinder. Die Männer, die bereit sind, für dich zu sterben. Erspar ihnen dieses sinnlose Gemetzel. Für das, was als Nächstes kommt, wird es keine Vergebung geben, Bruder.“
„Du vergisst deinen Platz, Bruder“, sagte Skarde. „Ich werde nicht mit den Horkos-Anhängern verhandeln! Diese feigen Worte beschmutzen die Heiligkeit meiner Hallen. Wir sind Wikinger. Wir ergeben uns nicht. Wir kämpfen bis zum Ende.“
„Denk an deine Tochter. Was würde sie–“
„Meine Tochter steht auf ihrem Posten und wartet auf den Feind!“, rief der Häuptling und sprang auf. „Und du heulst hier rum wie ein kleines Baby!“
Der Highlander nahm die Rüge nicht gut auf. „Unsere Leute werden bis zum Morgen tot sein.“
„Wenn das unser Schicksal ist …“
„Hast du so wenig Achtung vor deinem eigenen Clan?“
„Wir haben einen Pakt mit der Chimärenallianz geschlossen. Unsere Loyalität gilt Cross“, bellte Skarde und stürmte auf Maddox zu.
„Und wo ist Cross? Er versteckt sich hinter seinen Mauern in Aschfeld! Wir müssen das Notwendige tun, um zu überleben.“
„Ich habe einen Eid geschworen! Einen Schwur hält man nicht nur, wenn es einem passt. Oder hast du deinen vergessen, dass du mir dienen wolltest?“
Der Highlander schlang seine Finger fest um den Griff seines Schwertes. Mit halb gesenktem Kopf erwiderte er: „Ich habe geschworen, unseren Leuten zu dienen.“
Bevor Skarde antworten konnte, ertönten laute Trommelgeräusche und die Leute draußen begannen zu schreien.
„Sie sind hier“, sagte Maddox.
Der Häuptling eilte durch die Halle und öffnete die Tür, um sein Dorf brennend vorzufinden. Die Bewohner rannten in Deckung vor den brennenden Geschossen der Katapulte, während Horkoskrieger durch die Tore stürmten.
„Unterwerft euch oder sterbt!“, riefen sie.
Maddox blickte an der Silhouette seines Häuptlings vorbei auf den nahenden Tod da draußen. Als er seinen Blick nach unten richtete, sah er seinen eigenen Schatten. Die Umrisse des Fells auf seinem Rücken waren unverkennbar. Er dachte an seine Begegnung mit dem Säbelzahntiger in der eisigen Wildnis zurück. Die Macht des Raubtieres. Es hatte unzählige Jahre überlebt, obwohl es das letzte seiner Art war. Er hatte bedauert, das Tier erlegt zu haben. Aber er hatte dessen Haut gebraucht, um die eisige Kälte zu überleben. Er hatte das Nötige getan, um zu überleben.
Der Häuptling zog seine Klinge. „Wir werden nicht weichen!“
Bevor Skarde das Schlachtfeld betreten konnte, wurde er von hinten gepackt und in den harten Schnee geschleudert. Der Häuptling rückte seinen Helm zurecht und starrte seinen Angreifer an.
„Maddox?!“, sagte Skarde.
Dann gab der Highlander das Signal: drei Pfiffe im Befehlston. Genau so, wie er es mit seinen Männern vereinbart hatte. Bis zuletzt hatte Maddox verzweifelt gehofft, dass dieser letzte Ausweg nicht notwendig sein würde, doch Skarde ließ ihm keine Wahl.
Die Schreie draußen wurden plötzlich lauter. Jeder einzelne war schrill und schrecklich, und noch schlimmer, erstaunt. Die Laute eines Wikingers, der sich gegen einen Wikinger wendet.
„Was machst du da?!“, rief der Häuptling.
Maddox schwang sein Zweihandschwert und bewegte sich zielstrebig auf seinen Häuptling zu.
„Überleben.“
Teil III
Der Verrat zog sich schnell durch die Ränge. Ohne Umschweife streckten Maddox’ Gefolgsleute jeden Wikinger nieder, der Skarde die Treue hielt. Die meisten bekamen die Chance, der Chimärenallianz abzuschwören. Einige nutzten die Gelegenheit. Viele taten es nicht. Nachbarn, die zusammen aufgewachsen waren, die bei der Herbsternte ihr Brot gebrochen und seit Generationen Seite an Seite Krieg geführt hatten, schnitten sich in Sekunden gegenseitig die Kehle durch. Das Horkosbataillon brauchte nur zuzusehen.
Als die Morgendämmerung den Horizont rot färbte, standen sich der Häuptling und der Highlander im Zweikampf gegenüber. Schwert, Schild und Claymore prallten inmitten des Gemetzels aufeinander.
„Ich hätte dich nie in meinen Hallen willkommen heißen dürfen!“, brüllte Skarde.
„Und ich hätte nie dein Leben retten dürfen!“, brüllte Maddox zurück.
Obwohl der Häuptling langsam in die Jahre kam, ließ er sich sein Alter nicht anmerken. Er war so schnell wie in seinen besten Zeiten, und seine Wildheit überraschte sogar Maddox. Sie kämpften nicht mit Geschick, sondern mit Hass. Mit jahrelanger Brüderlichkeit und dem Schmerz gebrochenen Vertrauens. Ihre Schläge waren schwer, jeder einzelne mit der Absicht, zu verstümmeln oder zu töten. Sie schlugen, spalteten, hackten und hauten zu und schoben sich gegenseitig über den rotglänzenden Matsch.
Während des fiebrigen Duells bildeten Maddox’ Anhänger und Horkoskrieger, die sich kaum voneinander unterschieden, einen Kreis um sie. Der Kampf war entschieden. Sie mussten nur noch abwarten, wann ihr Häuptling sich dessen bewusst wurde.
Der Klang der Klinge auf dem Schild wurde lauter und das Ächzen der beiden Männer immer heiserer. Maddox schlug erbarmungslos mit seinem Schwert zu und der Häuptling parierte, so gut er konnte. Aber mit jedem Heben seines Schilds wurde er langsamer. Maddox jedoch nicht. Nein. Wie das Tigerfell auf seinem Rücken
hatte Maddox etwas Urzeitliches in sich erweckt. Etwas Wildes.
„Du warst nie einer von uns!“, rief Skarde und machte einen letzten verzweifelten Satz nach vorne. Doch Maddox war bereit. Er rammte sein Schwert direkt in die Brust des Häuptlings, drehte seinen Körper in der Luft und schleuderte ihn in den Schnee.
„Maddox …“, murmelte Skarde mit weit aufgerissenen Augen. Blutige Spucke tropfte aus seinem Mundwinkel. „H … hör … auf damit …“
„Wir sind Wikinger“, flüsterte Maddox. „Wir hören nicht auf.“
Als er sein Claymore aus Skarde zog, war der Häuptling bereits tot. Blutüberströmt setzte der Eidbrecher einen Fuß auf die Leiche seines Bruders und stand siegreich in der Dorfmitte. Mit weit ausgebreiteten Armen proklamierte er: „Moldar ist nicht mehr an den Schwur den Chimären gegenüber gebunden! Von diesem Moment an – SIND! WIR! HORKOS!“
Er brüllte. Und alle, die ihm folgten, hoben ihre Waffen.
Alle jubelten Maddox zu.
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