Inquisitorin Yin-Chen – Piratinnen-Skin

Die Piratin Yin-Chen war eine der ersten, die Heathmoor betrat, als Bou Yins Flotte an seiner eisigen Küste anlandete. Schon bald war sie fasziniert von den Menschen in diesem fremden Land und ihrer Vorstellung von Treue. Schließlich war es ein Land, das durch Gefolgschaft und Allianzen gespalten ist, wo Identität, Klasse und Glaube mehr zählten als alles andere. Obgleich die Menschen unentwegt Krieg führten, stellte sie fest, dass sich die Welt auf eigenartige Weise in einem Gleichgewicht befand. Und diese Erkenntnis erlaubte es den Piraten, sich zu entfalten.

Doch all das veränderte sich, als der Kelch der Unsterblichkeit entdeckt wurde. Die Dinge begannen sich zu wandeln. Die Menschen fingen an, bei den Götzen der Vergangenheit nach Antworten zu suchen – und nach Orientierung. Als immer mehr Relikte gefunden wurden, sah Yin-Chen, wie die einstige Stabilität langsam zerbrach. Und aus den Bruchstücken entstanden die Diener des Pfahls. Gewalttätige Fanatiker, versessen darauf, ihren blutrünstigen Glauben zu verbreiten. Sie sah die grauenvollen Riten und das Leid, das sie hinterließen, mit eigenen Augen. Yin-Chen schlug sich nicht gerne auf eine Seite und sie glaubte auch nicht an die Herrschaft von Horkos. Doch in der Hoffnung, die Diener des Pfahls aufzuhalten, schloss sie sich der Inquisition an. Mit der Inquisition im Rücken konnte sie die Menschen beschützen, dachte sie. Doch damit lag sie falsch. Denn in den Augen der Inquisition waren alle schuldig.

Glaube & Überzeugung

Teil I.

Seit drei Tagen regnete es ununterbrochen. Aber irgendwie fühlte es sich an, als würde es schon weitaus länger regnen. Es war windstill und der Geruch von nasser Erde hing in der Luft, während Regenwürmer sich auf dem Boden wanden. Felder, Wege und Wiesen hatten sich in Schlammlandschaften verwandelt, mal waren sie rutschig, und zogen einem den Boden unter den Füßen weg, mal hielten sie die Stiefel mit eisernem Griff fest. Inquisitorin Yin-Chen klebte die Kleidung triefend und kalt am Leibe, doch das brachte sie nicht aus der Fassung. Schließlich war sie eine Piratin, und wenn das Leben auf See ihr etwas beigebracht hatte, dann den Umgang mit nasser Kleidung.

Wenige Stunden nach Sonnenuntergang wäre es im Städtchen Wasserscheide ruhig gewesen, wäre da nicht eine Gruppe Fanatiker gewesen, die unter freiem Himmel eine abscheuliche Zeremonie abhielten. Sie nannten sich die Diener des Pfahls – Reliktanbeter. Und sie waren äußerst gefährlich.

Schaulustige hatten in dieser Nacht ihre Häuser verlassen, um die unheimlichen Geschehnisse mitzuerleben. Manche sahen dem Ritual mitten in ihrem Heimatdorf argwöhnisch aus einiger Entfernung zu, andere aus nächster Nähe. Letztere wirkten geradezu beeindruckt, als stünden sie kurz davor, sich dem Geschehen anzuschließen. Yin-Chen fragte sich, wie man sich freiwillig einer Gruppe anschließen konnte, die im Namen eines widerwärtigen und verdorbenen Glaubens derartige Gräueltaten beging.

Doch dann rief sie sich in Erinnerung, dass die meisten dieser Menschen nicht wissen konnten, wer die Fanatiker in Wahrheit waren und was sie getan hatten. Im Gegensatz zu ihr hatten diese Menschen nicht die blutüberströmten Altäre und die Berge der verstümmelten Leichen gesehen, die zu unheiligen Mustern und Symbolen angeordnet worden waren. Oder das Entsetzen in den Augen derer, die ihnen ausgeliefert waren. Die, die sie gerettet hatte. Für ihr Seelenheil war diese Rettung schon zu spät gekommen. Doch für die Menschen aus Wasserscheide konnte sie noch etwas tun. Noch konnte sie sie vor den Fanatikern und ihre makaberen Riten bewahren.

Aus den Schatten beobachtete sie, wie der Priester der Fanatiker über die niedrige Bühne auf eine kniende junge Frau zuging. Die Dorfbewohnerin hatte zerzaustes Haar und Tränen in den Augen, während sie auf eine dunkle Segnung wartete. Eine Erlösung, die nie kommen würde. Eine giftgetränkte Lüge.

Aus dem Nichts erklang ein Schuss. Rauch stieg aus dem Lauf von Yin-Chens Pistole auf, während der Priester zu Boden ging. Die Schockstarre wurde von ängstlichen Schreien durchbrochen. Inquisitorin Yin-Chen stürzte sich aus der Dunkelheit in die von Fackeln beleuchtete Szene und erschlug den nächsten Fanatiker. Mit tosendem Geschrei schlossen sich die anderen Inquisitoren, die nur auf den passenden Augenblick gewartet hatten, ihr an. Yin-Chen bahnte sich mit der Klinge einen Weg durch die Fanatiker, und das Getümmel erinnerte sie an einen ausgesprochen furchtbaren Kampf gegen die Besatzung eines Seeräuberschiffs. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie die Frau von der Bühne in die Menschenmenge rannte, um ein kleines Mädchen auf den Arm zu nehmen und es von dem Blutbad zu schützen. Ihre Tochter, schlussfolgerte Yin-Chen. Das gefiel der Piratin. Besser, sie kümmerte sich um ihr Kind, als in die Fänge der Fanatiker zu geraten.

Yin-Chen eilte auf Mutter und Tochter zu. Sie würde sicherstellen, dass die beiden den Sonnenaufgang erlebten. Die Pistole in der einen und das Schwert in der anderen Hand kämpfte sie an ihrer Seite und beschützte sie vor den Fanatikern, die sich in ihrer Verzweiflung gegen die Bürger von Wasserscheide gewandt hatten und ihnen lautstark Blasphemie vorwarfen. Das war nicht gerade verwunderlich. Es lag kein Fünkchen Ehre in dem, was sie predigten. Keine Erlösung. Nur Schmerz.

Sie hörte das kleine Mädchen weinen und wünschte sich nichts sehnlicher, als ihr sagen zu können, dass alles gut werden würde. Das all dies ein Ende nehmen würde.

Als der Kampf endlich abebbte, waren alle Fanatiker tot. Nur die Inquisitoren und die Dorfbewohner, die ins Kampfgeschehen geraten waren, waren noch übrig.

Es regnete immer noch. Sogar stärker als zuvor. Kälter war es auch geworden.

Yin-Chen kniete sich neben das kleine Mädchen, denn ihr war aufgefallen, dass ihr ihre Strickpuppe heruntergefallen war und nun halb im Schlamm begraben lag. Yin-Chen hob sie auf, wischte unbeholfen den Dreck ab und reichte sie dem Kind mit einem Lächeln, das durch einen Tränenschleier erwidert wurde.

Yin-Chen stand wieder auf, tätschelte dem kleinen Mädchen den Kopf und ging zurück zu den anderen Inquisitoren.

In diesem Moment wurde alles noch düsterer.

„Tötet den Rest auch“, befahl der Generalinquisitor.

Yin-Chen erstarrte, als die Inquisitoren sich gegen die Bewohner von Wasserscheide wandten – die sie eigentlich beschützen sollten. Schwerter, Äxte und Speere hagelten auf die Unbewaffneten nieder. Die Nacht war erfüllt von den entsetzten Schreien der Hilflosen. Yin-Chen schossen die Tränen in die vor Schreck aufgerissenen Augen.

Wieder fiel die Strickpuppe zu Boden – nur wenige Zentimeter von einer leblosen kleinen Hand entfernt.

Teil II.

Die Inquisitoren unterhielten sich, doch Yin-Chen hörte nicht zu. Die Stimmen klangen verzerrt. Die Luft wurde dünn. Sie hörte das Blut in den Ohren rauschen. Nach dem Massaker von Wasserscheide waren sie zur Burg Curatio an der östlichen Grenze von Aschfeld geritten – dem Ort, der allen Mitgliedern der Inquisition zur Heimat geworden war. Yin-Chen hatte den ganzen Weg über geschwiegen und nun genehmigten sich alle ein Festmahl zum Frühstück, als wäre nichts gewesen – oder zumindest, als wären sie vom Geschehen von vor ein paar Stunden völlig unbeeindruckt. Obwohl so viele Menschen gestorben waren. Nicht nur die Fanatiker, auch das Volk. Unschuldige. Dorfbewohner, die nur aus Neugierde ihr warmes Zuhause verlassen hatten. Menschen die verwirrt, verloren, auf der Suche nach einem Sinn waren. Diese Menschen hatten keine Häresie begangen und sicher auch keine Abscheulichkeiten. Sie umklammerte die Puppe, die in ihrem Gürtel steckte. So fest, dass ihre Finger zu kribbeln begannen. Sie erinnerte sich daran, wie es war, durch das Leichenfeld zu gehen. Die leblose Hand des kleinen Mädchens am Boden liegen zu sehen. Wie die Füße ihrer Puppe aus dem blutroten Schlamm emporragten.

Ein heiseres Lachen holte sie wieder in die Gegenwart zurück. Ein paar Mitglieder ihrer Gruppe waren schon zu ihrer nächsten Aufgabe aufgebrochen. Doch andere waren an der Tafel sitzen geblieben und entspannten sich im Bergfried, den nur Inquisitoren betreten durften. Während sie aßen, tranken und einander Geschichten erzählten, hatten sie ihre Waffen zur Seite gelegt. Manche von ihnen sprachen über die wichtigste Kultstätte der Fanatiker, den Wehrturm der Relikte. Andere machten Witze über das Massaker. Sie waren alle schrecklich unachtsam. Und ahnten nichts von dem Sturm, der im Inneren von Yin-Chen tobte. Ganz unvermittelt war sie sich des üblen Gestanks dieses boshaften Ortes bewusst geworden. Eines Ortes, an dem sie nicht sein wollte. Eines Lebens, das so nicht weitergehen konnte.

„Haltet die Klappe!“, schnauzte sie die beiden Inquisitoren an, die in ihrer Nähe saßen: Silas, ein schwarzer Prior mit einer Narbe über seinem rechten Auge, der in Wasserscheide an ihrer Seite gekämpft hatte, und Zhanhu, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Die beiden starrten sie einen Moment lang verdutzt an. Dann leerte Silas den Rest seines Biers in einem Zug, wischte sich den Mund mit dem Arm ab und baute sich vor Yin-Chen auf.

„Was hast du gesagt?“, fragte er.

„Diese Leute hatten den Tod nicht verdient. Sie hatten nichts Falsches getan.“ Es kam Yin-Chen vor, als würde sie am ganzen Körper zittern. Und sie wusste nicht, ob sich dieses Zittern auf ihre Stimme übertrug.

„Du hast den General gehört“, sagte der schwarze Prior. „Sie waren Teil des Kults. Allein der Umgang mit ihnen ist ein Vergehen. Sie zu tolerieren ist strafbar. Und die Strafe ist der Tod. Oder hast du das vergessen?“ Er starrte Yin-Chen herausfordernd an, bevor er knurrend hinzufügte: „Jetzt, wo ich darüber nachdenke … Als der Befehl kam, hast du keinen Finger krumm gemacht.“ Sie bemerkte, wie seine Hand langsam zum Griff seines Schwerts wanderte. „Hast du ein Problem damit?“

Sie musste sich nicht vor ihm rechtfertigen. Sie wusste, wer sie war, und wofür sie einstand. Sie war der Inquisition nicht beigetreten, um zu einer blinden Vollstreckerin zu werden. Sie wollte helfen. Das Böse aufhalten. Und in diesem Moment sah sie in dem Ritter vor sich nichts anderes als Bosheit.

Ihr Körper zitterte nicht mehr. Ihre Atmung hatte sich beruhigt. Sie entspannte die Hand, die die Puppe umklammert hielt.

„Ja“, sagte sie mit Bestimmtheit. „Habe ich.“

Bevor Silas überhaupt antworten konnte, hatte sie ihr Schwert bereits in der Hand. Die Klinge durchbohrte ihn mühelos. Ein Tritt beförderte seinen leblosen Körper zu Boden, um ihr den Weg zu Zhanhu freizugeben. Der Krieger der Wu Lin eilte zu seiner Waffe, aber sie war zu weit weg – und Yin-Chen viel zu schnell. Mit einem Satz landete sie auf dem Tisch und rammte ihre Klinge durch seine Hand in das Holz. Ihr Feind schrie vor Schmerz, bis sie ihre Pistole zog und ihn mit einem Schuss in den Nacken verstummen ließ.

Die anderen Inquisitoren waren von dem Aufruhr zunächst überrumpelt gewesen, hatten sich aber inzwischen bewaffnet und forderten Yin-Chen jetzt lauthals auf, sich zu ergeben. Sie zählte … Fünf. Sie hatte noch zwei weitere Pistolen bei sich. Zwei Kugeln. Ein Kinderspiel.

Nachdem der Kampf gewonnen war, holte sich Yin-Chen ihr Pferd und verließ die Burg. Zwar war sie nicht sicher, wohin ihr Weg sie führen würde, aber sie wusste, was sie tun wollte: helfen. Sie griff nach dem gravierten Wappen der Inquisition, das an ihrer Brust befestigt war, und riss es ab. Mit diesem Symbol konnte sie nichts mehr anfangen. Sie ließ es zu Boden fallen und richtete ihren Blick zum Himmel. Die Wolken verzogen sich langsam. Die Sonne bemühte sich, die Düsternis zu durchdringen. Vielleicht würde es endlich aufhören zu regnen.

Teil III.

Man hatte die Leute in einer heruntergekommenen Kathedrale zusammengetrieben. Mondlicht schien durch die Buntglasfenster und erleuchtete die Dunkelheit der steinernen Halle in lila, rot und gelb. Um den Altar drängten sich ungefähr zwei Dutzend Dorfbewohner, die sich mit Decken und Mänteln zu wärmen versuchten. Sie zitterten und wimmerten jedoch nicht nur der Kälte wegen – sie waren umgeben von Inquisitoren, die bereits ihre Waffen zückten. Es stand eine weitere Massenhinrichtung bevor. Eine sinnlose Gräueltat, bedingt durch nichts anderes als die Ignoranz und Grausamkeit in den verdorbenen Herzen der Menschen.

Yin-Chen beobachtete das alles von ihrem Aussichtsposten auf dem Dach der Kathedrale. Sie hielt sich hinter einem monströsen Wasserspeier mit gezackten, verschlungenen Hörnern versteckt und wartete auf den richtigen Moment, um zuzuschlagen. Seit sie die Inquisition verlassen hatte, folgte sie jedem Schritt, den ihr ehemaliger Orden unternahm. Nicht, um sie daran zu hindern, die Fanatiker auszulöschen, sondern um sicherzustellen, dass sich Ereignisse wie das Massaker von Wasserscheide niemals wiederholen würden. Offensichtlich hatten die Inquisitoren kein Interesse daran, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Daher hatte Yin-Chen es sich zum Ziel gesetzt, sie vom Vergießen unschuldigen Blutes abzuhalten. In den Dörfern machten bereits Gerüchte und Geschichten die Runde. Man erzählte sich von einer gefallenen Inquisitorin. Von einem Gespenst der Nacht, einer Retterin des Volkes. Nur wenige konnten mehr als einen flüchtigen Blick von ihr erhaschen. Noch weniger wagten es, sich ihr zu nähern. Aber alle wussten, dass sie die Einzige war, die ihnen zur Seite stand. Die einzige Kriegerin, die sich der Ungerechtigkeit entgegenstellte, die über dieses Land hereingebrochen war. Eine Heldin.

Ein Inquisitor verlas mit lauter Stimme eine lange Liste von Anschuldigungen, die von den Wänden des Raums mehrfach tief widerhallten. Dass die Leute diese Anschuldigungen zurückwiesen, war nicht von Belang. Die Inquisition hatte schon entschieden, dass sie schuldig waren. Und dass sie das Schicksal aller Schuldigen erleiden würden. Es gab keine Zeit zu verlieren. Yin-Chen wickelte sich das Seil um den Arm, um sicherzustellen, dass sie einen festen Halt hatte. “Wie in alten Zeiten“, dachte sie. Und mit der verwegenen Anmut einer Piratin, die mehr Schlachten auf See geschlagen hatte, als sie sich erinnern konnte, stürzte sie sich nach unten. Dadurch zog sie gleichzeitig an der Glocke des Kirchturms, deren Geläut die Inqusitoren überraschte. Sie hoffte, dass das Geräusch die Nacht erfüllen würde. Damit alle hören konnten, dass sie nicht alleine waren. Dass jemand für sie kämpfte. Ein Licht im Dunkel des Unrechts.

Noch bevor ihre Füße den Boden erreichten, fiel der erste Inquisitor durch einen Schuss aus ihrer Pistole. Dann griff sie mit ihrem Schwert an. Doch selbst sie hatte nicht mit dem gerechnet, was als Nächstes geschah. Aus der Menge der Dorfbewohner waren Schlachtrufe zu hören. Mit großem Spektakel wurden Mäntel und Kapuzen abgelegt, unter denen bewaffnete Fanatiker zum Vorschein kamen, die sich unter das Volk gemischt hatten. Sie hatten die Unschuldigen als Schild benutzt. Elende Feiglinge. Um sich ihren Weg zu den Inquisitoren zu bahnen, töten die Fanatiker die Leute um sich herum. Grausam und ohne Gnade. Das ohrenbetäubende Geläut der Glocke übertönte das schmerzerfüllte Klagen der Sterbenden. Blut tränkte den einst heiligen Boden. Dieser Ort war nun geschändet, verdorben. Yin-Chen konnte die Gräuel nicht mehr ertragen. Sie hatte mehr als genug Grausamkeiten erlebt, ob auf See oder während ihrer Zeit in Heathmoor. Doch was sie hier mitansehen musste, dieser Krieg der Selbstgerechten, raubte ihr fast den Verstand. Es machte sie wahnsinnig vor Wut. Es gab kein Richtig und Falsch mehr. Fanatiker? Inquisition? Sie alle waren derart … verdorben. Bis hinab zu ihren Wurzeln.

All dies musste endlich enden.

Yin-Chen blieb in der Nähe der Dorfbewohner und tötete sowohl Fanatiker als auch Inquisitoren, die sich mehr für den Kampf gegeneinander zu interessieren schienen als für alles andere. Diese Gelegenheit nutzte sie, um einige der Unschuldigen nach draußen zu eskortieren, wo sie ihnen befahl, sich zu verstecken.

Sie beobachtete sie noch kurz dabei, wie sie sich in Sicherheit brachten. Hinter ihr tobte die Schlacht in der Kathedrale weiter. Aber sie blickte nicht zurück. Es hatte keinen Sinn, zu diesem Kampf zurückzukehren. Es war albern. Nutzlos. Sie konnte nicht weiter die mysteriöse Kriegerin der Nacht sein, die immer auf das nächste Massaker wartete, bevor sie in Aktion trat. Sie konnte nicht immer nur reagieren. Es war an der Zeit, zu handeln.

Der wahre Kampf stand noch bevor. Beim abgelegenen Wehrturm. Dem Dreh- und Angelpunkt der Diener des Pfahls. Bis zu diesem Moment hatte sie es nie für nötig befunden, diesen Ort aufzusuchen. Doch jetzt schien alles so offensichtlich. Es gab nur eine Möglichkeit, diesem Konflikt ein Ende zu setzen: Die Relikte. Diese ganze Misere ging von ihnen aus. Sie musste sie finden. Und zerstören. Der Schlange den Kopf abschlagen.

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